Was macht ein Physiker, der sich in den Journalismus verliebt? Er überlässt es nicht dem Zufall, ob jemand seine Texte liest. Jürgen Rink folgt mit seinem Team bei der c’t den Naturgesetzen erfolgreicher Inhalte: Nicht nur auf Leserzahlen schauen, sondern mit der Zielgruppe sprechen. Aber nicht nur Austausch mit den Kunden machen den Erfolg der Zeitschrift aus, sondern ein pragmatisches, empirisches Vorgehen beim Entwickeln von Themen. Dabei helfen dem Team ein Reporting mit vier selbst entwickelten Messgrößen. Über die und mehr sprechen wir in einer Praxis-Tipp-geladenen Folge Content-Kompass.
- Nach zehn Jahren in der Wissenschaft als Physiker merkte Jürgen, dass er total gerne schreibt und kam so in den Journalismus
- Heute: Chefredakteur bei der c’t – das größte Tech- und IT-Magazin Europas
- Jürgen hat mit seinem Team eine Systematik entwickelt, um Interessen in der Zielgruppe festzustellen
- Ein Print Magazin ist ein Paid Content-Kanal
- c‘t hat eine große Stammleserschaft – das Magazin gibt es seit 1983
- Wie halte ich die Leute im Abo? Das muss der Content leisten!
„Kunden-Personas interessieren mich nicht in meinem Reporting“
- Das Lese-Reporting-System misst das Verhalten von rund 20 000 Besuchern im digitalen Magazin der c’t
- Sehr viele Magazine wissen nicht, wer ihre Leser sind, bekommen höchstens ab und zu einen Leserbrief. Man hängt sich dann an dem Leserbrief auf, dass der Artikel zum Beispiel schlecht war, aber nur ein Leserbrief ist ja nicht repräsentativ für 200.000 Leser
- Nicht nach der Beliebtheit von Inhalten gehen! Das nennt Jürgen die Reichweitenfalle
- 4 zentrale KPIs im Lese-Reporting der c’t:
- Blickwert
- Lockwert
- Klebewert
- Lesewert
- Redakteur bekommt für jeden Text die KPIs in Ampelfarben
- Leser-Beirat aus 300 Freiwilligen
- Leseverhalten ist bei Print nicht anders als online bei der c‘t – möglicher Grund: Fachmagazin mit hohem Wert von Texten
- Online verändert Herangehensweise an Texte und das Leseverhalten
- Machen Themenfindungskonferenzen mit Experimenten
„In der IT ändern sich Themen oft und wir müssten ständig neue Personas erfinden – das wäre zu viel Aufwand“
- Leser sagen uns durchs Lese-Reporting, ob wir auf dem richtigen Weg sind und auch der Lese-Beirat hilft uns zu verstehen, ob wir die richtigen Inhalte bringen.
- Wir haben in jeder Umfrage ein Freitext-Feld und da lernen wir das Meiste über unsere Leser.
- Planen Themen in vier Teams und die haben die erfolgreichen, beliebten Themen auf dem Schirm.
- Die Chefredaktion schaut mit der Themenmatrix drauf und überlegt, ob sie dazu ein Heft machen will.
- KPIs sind Werkzeuge – man kann damit etwas Gutes anstellen, oder etwas kaputt machen.
- Zwischenüberschriften müssen neugierig auf das machen, was im nächsten Absatz kommt – wenn Nutzer das Gefühl haben, die Zwischenüberschrift wiederholt etwas bereits Gesagtes, steigen viele Leser an dieser Stelle aus
- Das Fazit sollte den Inhalt einerseits zusammenfassen, andererseits sollte das Fazit dazu animieren, den Hauptteil zu lesen – so gewinnt man die Leser, die sofort zum Schluss springen und dort das Wichtigste vermuten.
- Der Kampf um die Aufmerksamkeitsminuten nimmt zu – das ist unsere Konkurrenz als Content-Macher
- Wie schaffe ich es, dass die Leute möglichst viel Zeit mit meiner Marke verbringen? Diese Leitfrage ist der Antrieb, Texte interessant, fesselnd und nützlich zu gestalten.
- Jürgen gibt Einblicke in die Qualitätssicherung von Texten bei c’t
Intro: Sebastian Dorn
Produktion: Gidon Wagner